TRADITIONELLE WOHNHÄUSER IN CHINA

China International Press

ISBN: 7-5085-0434-8

Dieser Band der Reihe „Cultural China Series“ wurde von Prof. Shan Deqi (Quinghua-Universität) unter Assistenz von Dr. Yu Feng herausgegeben. Er erschien gleichzeitig in den Sprachen Chinesisch, Englisch, Japanisch, Russisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Deutsche Übersetzung: Eva Tang u.a.  .

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Ausschließlich mit Holzsteckverbindungen und Keilen konstruiertes Holzhaus

Chinas weitläufiges Territorium, seine lange Geschichte und seine von Ort zu Ort stark variierenden natürlichen und kulturellen Gegebenheiten haben eine große Vielfalt traditioneller Wohnbauten entstehen lassen, die auch in der internationalen Architekturgeschichte Ihresgleichen sucht. In diesem Buch werden Ansiedlungen mit repräsentativem Charakter, die noch heute vorzufinden sind, vorgestellt und gleichzeitig die Lebensgewohnheiten ihrer Bewohner umrissen.

Traditionelle chinesische Wohnhäuser sind weitestgehend den natürlichen Gegebenheiten ihrer Umgebung angepasst und stets unter geschickter Nutzung der vor Ort vorhandenen ökologischen Ressourcen konstruiert. Sie lassen sich generell in drei Formen einteilen: Hofhäuser, mehrstöckige Gebäude und Höhlenbauten (Lehmbauten).

Am weitesten verbreitet sind die Hofhäuser mit ihren facettenreichen Bestandteilen und ihrer vielfältigen Dekoration, die auch den gesellschaftlichen Status ihrer Bewohner verdeutlichen. Wesentliche Merkmale sind ihre Abgeschlossenheit sowie mindestens ein Innenhof. Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind Nordchina, die Zentralebene, die Halbinsel Shandong sowie das Flachland und die Küstenregionen Südchinas. Klassische Vertreter sind die vollständig umgrenzten Beijinger Wohnhöfe (Beijing Siheyuan).

Von allen Wohnformen haben die Höhlenbauten und die mehrstöckigen Gebäude ihre Ursprünglichkeit am stärksten bewahrt. Sie weisen in ihrer natürlichen Ökologie deutliche regionale Besonderheiten auf. Zu finden sind sie heute noch in den subtropischen Berggegenden Südwest-Chinas und in den Gebieten des Lössplateaus im Nordwesten. In Henan, Shanxi, Shaanxi und Gansu sind zahlreiche Höhlenwohnungen erhalten geblieben. In Westhenan und Südshaanxi finden sich vollständig unterirdische Stollenwohnungen; in der Region Qiuhe sind noch in den Fels geschlagene mehrstöckige Wohnungen zu sehen, die miteinander verbunden sind und die vorne ein Hof aus Lehmziegeln abgrenzt.

Hauptsächlich in den gebirgigen Landschaften Südwestasiens mit ihrem subtropischen Klima finden sich als typische Beispiele mehrstöckiger traditioneller Wohnbauten die Ganlan-Häuser mit ihren Hängepfeilern, die komplett aus Holz gebaut sind: das Grundgerüst, die Balken, die Dachsparren und die Wände. Selbst die Dachziegel sind aus Baumrinde gefertigt. Als Verbindungselemente dienen Steckverbindungen und Keile aus Holz; Eisennägel sucht man vergebens.

Traditionelle Wohnhäuser auf dem Land zählen in China im Gegensatz zur Stadtarchitektur wie zum Beispiel den Tempeln, Palästen oder Residenzen berühmter Persönlichkeiten zur volkstümlichen Kultur. Ihre Vitalität und Kontinuität verdanken sie in erster Linie simplen Zusammenhängen: Die zahlreichen Landbewohner mussten leben und sich entfalten können, mit begrenzten Mitteln und wenig Geld im engen Bereich zwischen den natürlichen Vorgaben und den persönlichen Wünschen ihren Lebensraum gestalten.

Professor Shan Deqi, geboren 1937 in der Provinz Anhui, schloss 1960 sein Studium am Institut für Erd- und Holzbauten des Fachbereichs Architektur der Qinghua-Universität ab. Zunächst war er Vorsitzender des Lehrstuhls für Bauplanung am Fachbereich für Architektur der Qinghua-Universität, dann stellvertretender Direktor. Leiter des staatlichen Naturwissenschaftsprojekts „Der Mensch und seine Wohnumgebung – Wohnhäuser in China“.


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